Mein CFS-Tagebuch

Ich schreibe diese Zeilen am 2.1.2020. Zu Silvester hatte ich zu wenig Energie dafür. Geschrieben hätte ich folgendes: Die Zeiten, in denen ich häufig über Selbstmord nachdachte, sind vorbei. Ab und zu blitzt aber schon noch der Gedanke auf, mir das Leben zu nehmen. So auch heute. Ich habe mich wieder so erschlagen und kaputt gefühlt, dass der Tod eine Erlösung für mich wäre. So viel Leid und Enttäuschung könnte ich mir ersparen. … Aber ich habe mir geschworen, nicht aufzugeben.

Bis in meine frühen 20er wusste ich nicht, was ich mit meinem Leben anfange sollte. Das hat sich geändert. Inzwischen weiß ich ziemlich genau, was ich will. Leider nimmt meine Krankheit darauf keine Rücksicht. Ich kann froh sein, dass ich nicht bettlägerig bin. Was würde ich also tun, wenn ich wieder gesund wäre? Zuerst würde ich endlich meinen Bachelor in Philosophie abschließen. Danach würde ich mein Leben mit Tierrechtsaktivismus, Musik und Sport füllen. Ich habe große Pläne und bin überzeugt davon, dass ich meinen Teil zum gesellschaftlichen Fortschritt beitragen kann.

Gestern Abend habe ich mich für einige Stunden ziemlich gut gefühlt. Leider kann es bei CFS zu starken Schwankungen beim Gesundheitszustand kommen. Beim Aufwachen heute Morgen habe ich mich gefühlt, als hätte mich ein LKW überfahren. Total ausgelaugt, wie betäubt. Als hätte jemand nachts einen Schalter umgelegt. Von Einigermaßen Vital zu Kaputt und erschöpft. Ich vermute, dass die gestrige Grippeimpfung und andere Aktivitäten diese Zustandsverschlechterung verursacht haben.