Brainfog: Fragen und Antworten

Vorbemerkungen: 

Brainfog (folgend als "BF" abgekürzt) und andere kognitive Probleme sind unter ME/CFS-Patienten weit verbreitet. Auch bei Long-Covid-Betroffenen kann es zu solchen Symptomen kommen. Ich bin also bei weitem nicht der einzige mit BF. 

Dieser Text wird laufend aktualisiert, sobald mir neue Fragen zu BF einfallen oder an mich herangetragen werden.  

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Hatte ich vor meiner Erkrankung mit ME/CFS schon mal BF? 

Ja, und zwar nach dem Essen von schweren Mahlzeiten wie z.B. viel Fleisch mit Pommes. In den Stunden danach war ich häufig so benebelt im Kopf, dass ich kaum klar denken konnte. Völlig neben der Spur. Zum Glück verschwand diese Art von BF schnell wieder. 


Ist BF ein psychisches Problem? 

Nein, ich erlebe es eindeutig als physisches Problem. Es ist ja nicht so als hätte ich irgendwie große Angst vor Denkarbeit oder keine Lust dazu (im Gegenteil!). So wie ich aufgrund ME/CFS momentan noch körperlich (Gehen, usw.) stark eingeschränkt bin, erlebe ich es leider auch bei geistigen Aktivitäten. Es hat sich immer wieder aufs Neue bewährt, innerhalb meines persönlichen Leistungsrahmens zu bleiben und diesen nur behutsam auszuweiten, um BF zu vermeiden. 


Woher weiß ich, wie lange ich eine bestimmte geistige Aktivität ausführen kann? 

Erfahrung (nach vielen, vielen Fehltritten). Zum einen merke ich, wie meine Konzentration nachlässt bzw. "leichter Nebel aufzieht". Zum anderen kann ich inzwischen sehr gut abschätzen, wie viele Minuten ich mich z.B. bei einem laufenden Gespräch noch gut konzentrieren kann ohne BF zu riskieren. Seitdem ich das mache und auch hier auf Pacing (=Energiemanagement) achte, hatte ich keinen starken BF mehr bzw. nur mehr selten und eher leicht. Die Methode hat sich für mich also bewährt!


Die geistigen Kapazitäten sind also stark eingeschränkt. Wie ist es mit der Denk-Qualität?

Wenn ich brav innerhalb meines kleinen Rahmens bleibe und frei von BF bin, ist meine Denk-Qualität erfreulicherweise ziemlich gut! Ich habe im Normalfall schön klare Gedanken, die es mir etwa erlauben solche Texte zu schreiben, mich über ein Thema zu informieren oder eine rationale Kosten-Nutzen-Abwägung vorzunehmen. Bei mir hapert es tatsächlich an der Quantität, also wie lange ich geistig aktiv sein kann, ohne BF zu riskieren. Mit akutem BF nimmt freilich die Denk-Qualität ab. 


Wie unangenehm ist BF? 

Sehr unangenehm. So unangenehm, dass ich aktuell lieber innerhalb meiner sicheren geistigen Kapazitäten bleibe als einen zu starken BF zu riskieren (wobei ich natürlich ständig versuche, mein Limit auszuweiten). Ungeschönt gesagt: BF ist furchtbar. Stell dir vor, du könntest tagelang (!) kaum bis gar nicht klar denken, weil du so ein massives Brett vor dem Kopf hast (bildhaft gesprochen), bloß weil du zu lange mit einem Freund geredet oder zu viel Musik gehört hast. Wie wäre das für dich?    


Wie äußerte sich BF als ich schon an ME/CFS erkrankt war, aber noch keine Diagnose hatte? 

Ich bemerkte vor allem, wenn ich zu viel Zeit vor dem Laptop verbracht hatte, dass ich anschließend stundenlang benebelt war. Häufig kam es dann auch noch zu starken Kopfschmerzen. Zu dem Zeitpunkt konnte ich diesen ominösen Nebel im Kopf nicht so recht einordnen oder erklären, was da gerade vor sich ging -- wie so viele meiner Symptome, als ich noch keine Diagnose hatte. 


Warum ist BF erst seit ungefähr Winter 2019/2020 so ein großes Problem für mich? 

In dieser Zeit verschlechterte sich mein allgemeiner Zustand deutlich oder besser gesagt: mein wahrer Zustand kam nach Jahren des unbeabsichtigten Raubbaus an meinem Körper (= immer wieder Überaktivierung gefolgt von massiven Zustandsverschlechterungen) zum Vorschein. Leider zeigte sich dann, dass ich geistig nicht mehr so viel leisten konnte und ebenso auf Pacing achten sollte. 

Es könnte auch sein, dass eine in dieser Zeit gemachte Heuschnupfen-Impfung das Brainfog-Problem schlimmer gemacht hat. Zudem habe ich in dieser Phase ein stark aktivierendes (und daher bei ME/CFS eher ungünstig, weil PEM-Risiko) Antidepressivum (Wellbutrin) abgesetzt, was bei der Verstärkung des BF ebenso eine Rolle gespielt haben könnte. Beides sind aktuell nur spekulative Ideen von mir und ich bräuchte wohl mehr Zeit, um das besser zu verstehen und zu erklären. Fakt ist, dass BF eine große Hürde in meinem Leben darstellt und ich wäre überglücklich, wenn ich geistig wieder volle Kapazitäten hätte (oder zumindest mehr als jetzt).     




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