Das erste Gutachten

Im Zuge meines Antrages auf Rehageld bei der PVA hatte ich gestern den ersten Termin bei einem Gutachter und möchte hier einige Erfahrungen teilen.


Was war gut?

  • Der Gutachter, nennen wir ihn Dr. X, konnte zuhören, war ruhig und auch einigermaßen freundlich. Das ist leider nicht selbstverständlich, wenn CFS-Patienten auf Gutachter treffen.
  • Als ich nach ca. 15 Minuten Gespräch ankündigte, eine Pause zu brauchen, aktzeptierte er das ohne Widerrede. 
  • Gesamt dauerte der Termin in etwa 45 Minuten. Mit einer großen Pause in der Mitte war das für mich aushaltbar. Das restliche Gespräch übernahm mein Papa. 
  • X scheint verstanden zu haben, dass ich längerfristig in einer schlechten gesundheitlichen Lage bin und ich daher Anspruch auf Rehageld habe.  



Was war nicht so gut?

  • Die ersten 15 Minuten waren aus meiner Sicht großteils Zeitverschwendung. Dr. X stellte allgemeine Fragen nach Größe, Gewicht, Alkoholkonsum, Rauchen, Familienstand, Beruf, Operationen, Medikamente, ob wir im Haus eine Zentralheizung hätten, etc. Diese Fragen haben alle ihr Berechtigung. Aber zum einen habe ich einige davon bereits im Rehageld-Antrag  beantwortet. (Hat er den nicht erhalten oder nicht gelesen?) Zum anderen wäre es für alle Beteiligten einfacher, wenn ich vor dem Termin ein Formular mit all diesen Fragen bekäme, das ich dann in Ruhe zu Hause ausfüllen könnte. Es wäre so simpel. Für mich als CFS-Patient, der im permanenten Energiemodus lebt, war die Methode von X ungünstig und ärgerlich. Er hat schon vor dem Termin gewusst, wie limitiert meine geistigen Kapazitäten sind und dennoch meine kostbare Zeit mit so banalen Fragen vergeudet.

  • Die einleitende Fragerunde führte dazu, dass ich für den anschließenden wichtigsten Teil, bei dem es um meine Beschwerden ging, keine Gehirn-Power mehr hatte. Stattdessen hat Papa meine Situation erklärt, während ich im Wartezimmer pausierte.

  • X meinte, er wäre nicht an irgendwelchen Diagnosen interessiert, sondern vorrangig an meiner eingeschränkten Leistungsfähigkeit. Zudem gebe es Menschen, die an der Existenz von CFS zweiflen würden. An der Stelle hätte ich am liebsten erwidert, dass sich alle Zweifler gefälligst mit der aktuellen Studienlage zu CFS befassen sollten, hielt mich aber zurück.

  • X wirkte auf mich nicht motiviert, sich ernsthaft mit CFS auseinanderzusetzen. Ich halte es für absurd und geradezu skandalös, dass man mit einer schweren Krankheit zu einem Gutachter geschickt wird, der darüber nicht ausreichend informiert ist.


Fazit:

Trotz einiger Ärgernisse sehe ich diesen ersten Gutachter-Termin als gelungen an. In Anbetracht der allgmein schlechten Versorgungslage von CFS-Patienten war er akzeptabel.



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