Beziehungskrise? Beziehungsfortschritt!

Hallo, heute schreibt mal ausnahmsweise nicht Sebastian, sondern ich. Darf ich mich vorstellen? Ich heiße Diana und bin 27 Jahre jung. Seit 2 Jahren bin ich mit Sebastian in einer Beziehung. Da CFS oder ME (Myalgische Enzephalomyelitis), wie die Erkrankung im Wissenschaftsjargon heißt, nicht nur den Betroffenen, sondern auch dem Lebensgefährten* das Leben schwer machen kann, möchte ich hier heute meine Erfahrungen teilen. 

Myalgische Enzephalomyelitis. Ich konnte anfangs dieses Wort nicht einmal aussprechen. Es war, wie die Diagnose meines Freundes, ein schwerer Schlag. Nur nicht so hart. Denn ich hätte nie erwartet, dass es unsere Beziehung dermaßen auf den Kopf stellt. 

Zu Beginn war es am schwierigsten, dass er sich nicht mehr so viel Zeit mit mir verbringen konnte. Das hieß zum Beispiel, dass ich oft nicht wusste, wann ich ihn wiedersehen würde, weil er 3 Stunden Zugfahren von mir entfernt bei seinen Eltern war, weil er sich da wohler und besser betreut fühlte. Vor seiner Diagnose waren wir selten länger als 3 Tage voneinander getrennt, mittlerweile habe ich ihn, auch wegen der Situation mit dem Corona-Virus, erst nach über 1 Monat wiedergesehen. 

Eine weitere Herausforderung, die auch ein Mitgrund für oben beschriebene Szene war: die Unberechenbarkeit seiner Erkrankung. Dass er vor allem anfangs schwer einschätzen konnte, wieviel Energie er zur Verfügung hat, bevor er einen Crash erleidet. Oder er nicht wusste, wann er wieder fit genug ist, um zu unserem gemeinsamen Wohnort zu fahren. Ganz treffend beschreibt es auch Kathi auf ihrem Blog cfs-ladestation.de mit Fazilla. Das Biest, das sie immer wieder im Glauben lässt, dass alles ok ist, nur um sie später umso härter auf den Boden der Tatsachen knallen zu lassen.

Also liebe Partner von CFS-Patienten: ihr seid nicht allein. An manchen Tagen wollte ich die Beziehung einfach nur hinschmeißen. Mir hat es sehr geholfen, Filme anzuschauen oder von echten Fällen zu hören, wo einer der Partner auf den anderen wegen einer schweren Krankheit angewiesen ist. Das hat mir die Gewissheit gegeben, dass wir trotz CFS eine schöne Beziehung haben können. Ich bin sogar recht dankbar dafür, dass ich ihn länger nicht gesehen habe, weil ich mich persönlich weiterentwickeln konnte. UND: Je länger ich ihn nicht gesehen hatte, umso schöner war das Wiedersehen :)

*aufgrund der Vereinfachung verwende ich nur männliche Bezeichnungen, beziehe aber natürlich sämtliche Genders mit ein ;)

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