Die Klagemauer

In einem meiner WG-Zimmer in Innsbruck begann ich vor einigen Jahren, mit Bleistift kurze Sätze auf die Wand zu schreiben. Sie sollten mir Trost spenden, wenn ich mich wieder mal völlig kaputt und hoffnungslos fühlte. 

Ich sah mich als Gefangener meines eigenen Körpers und beim Schreiben dachte ich an Insassen in Gefängnissen, die - so zumindest in Romanen und Filmen - ebenfalls Botschaften auf Wänden hinterlassen. Die Wandkritzeleien waren Ausdruck meiner Verzweiflung. Scherzhaft nannte ich sie meine "Klagemauer" oder "Wall of pain".

Beim Schreiben dieser Zeilen ging es mir schlecht. Sehr schlecht sogar. Ich möchte damit zeigen, zu welchen Gedanken CFS führen kann, wenn es jahrelang nicht diagnostiziert wird. Ich will, dass Leute begreifen, wie krass sich diese Krankheit auf Menschen auswirken kann. 


Hier also einige Zitate* meiner Klagemauer:


Noone is going to save you. Save yourself. 
(Niemand wird dich retten. Rette dich selbst.) 


Living means suffering. You better get used to it.
(Leben bedeutet Leiden. Du gewöhnst dich besser daran.)

 
Everything can fail. Everything can get worse.
(Alles kann scheitern. Alles kann schlimmer werden.)


Thrive in pain.
(Wachse/Gedeihe im Schmerz.)


„Suffering brings Wisdom.“ (Titel eines Crowbar-Songs)
(Leiden bringt Weisheit.) 


There is always someone that is suffering more than you. 
Be grateful for every kind of pain you don't have to experience.
(Es gibt immer jemanden, der mehr leidet als du. Sei dankbar für jede Art von Schmerz, die du nicht erleben musst.) 


You hate your body. Fine.
That's the only one you have. Deal with it. 
(Du hasst deinen Körper. Ok. Das ist der einzige, den du hast. Also komm klar damit.)


Don't go yet. You still have things to do.
(Geh noch nicht. Du hast noch einiges vor.)




*Deutsche Übersetzung in Klammern für Leute, die nicht so gut Englisch können.

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