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Über diesen Blog

Hallo lieber Gast, willkommen auf meinem Blog! Hier schreibe ich über meine Erfahrungen mit CFS ( Chronic Fatigue Syndrome bzw. Chronisches Erschöpfungs-Syndrom). Zum einen tue ich das für mich selbst, um mit meiner Situation besser klarzukommen. Zum anderen will ich zur Bewusstseinsbildung über diese schwere Krankheit beitragen. Es versteht sich eigentlich von selbst, aber ich erwähne es zur Sicherheit trotzdem: Das ist kein Blog über niedliche Kätzchen oder das Backen von Keksen. Hier geht es um eine schwere Krankheit in all ihren Facetten und das heißt, es werden auch Emotionen wie Trauer, Wut ,Verzweiflung oder Hilflosigkeit zur Sprache kommen. Die meisten Beiträge auf diesem Blog werden eher kurz sein. Das liegt vor allem daran, dass mir für das Schreiben von längeren Texte häufig die Energie fehlt. Zudem ist das auch für andere CFS-Betroffene von Vorteil, die sich ebenfalls nicht so lange konzentrieren können. Es hängt immer von meinem aktuellen Zustand...

Wörter, die mir bei den Themen ME/CFS und Long Covid einfallen

Skandal.  Verbrechen.  Grausam.  Unterlassene Hilfeleistung.  Unfassbare Ignoranz.  Widerwärtiges Wegsehen.  Verzweifelte Hilfeschreie.  Folter. Zerstörtes Leben. 

Schmerzen im Bauch/Rumpf: Fragen und Antworten

Schmerzen = S. Seit wann?  Oktober 2020. Wo genau?  Hauptsächlich im Bauch. Genauer: Am ehesten in der Bauchwand (Organe sehr wahrscheinlich nicht betroffen). Außerdem S. im Bereich des Rippenbogens sowie Rücken, die sehr wahrscheinlich mit den S. im Bauch zusammenhängen (reduzierte Beweglichkeit).  Wie fühlen sich die S. im Bauch an?  Ziehen, Brennen, Beißen, Zwicken, "Kratzen", Nadelstiche. Inzwischen weniger: "elektrisierend".  Sonstige Empfindungen im Bauch? Teilweise fühlt es sich so an, als hätte ich Wunden/Verletzungen in der Bauchdecke (was nicht heißen muss, dass es so ist, aber es fühlt sich nun mal so an). Verklebt. Verhärtet. Instabil. Wirkt so, als könnte sich Bauch nicht ausreichend regenerieren.  Sind die S. immer gleich oder verändern sie sich?  Verändern sich. In erster Linie abhängig von Bewegung/Belastung/Erschütterung. Können auch zeitverzögert nach Belastung auftreten (ähnlich wie Muskelkater).  Vielleicht einfach nur ein Musk...

Brainfog: Fragen und Antworten

Vorbemerkungen:  Brainfog (folgend als "BF" abgekürzt) und andere kognitive Probleme sind unter ME/CFS-Patienten weit verbreitet. Auch bei Long-Covid-Betroffenen kann es zu solchen Symptomen kommen. Ich bin also bei weitem nicht der einzige mit BF.  Dieser Text wird laufend aktualisiert, sobald mir neue Fragen zu BF einfallen oder an mich herangetragen werden.   Für weitere Texte zum Thema BF such bitte in der Suchleiste nach "Brainfog".  Hatte ich vor meiner Erkrankung mit ME/CFS schon mal BF?  Ja, und zwar nach dem Essen von schweren Mahlzeiten wie z.B. viel Fleisch mit Pommes. In den Stunden danach war ich häufig so benebelt im Kopf, dass ich kaum klar denken konnte. Völlig neben der Spur. Zum Glück verschwand diese Art von BF schnell wieder.  Ist BF ein psychisches Problem?  Nein, ich erlebe es eindeutig als physisches Problem. Es ist ja nicht so als hätte ich irgendwie große Angst vor Denkarbeit oder keine Lust dazu (im Gegenteil!). So wie ic...

Zwischen aufgeben und weitermachen

Achtung: In diesem Text wird ein besonders ernstes Thema behandelt, das dich beunruhigen könnte. Lies ihn bitte nur, wenn du dich psychisch stabil genug dafür fühlst. ... ... ...  Ich bemerke, dass in letzter Zeit häufig Gedanken in meinem Kopf herumgeistern, mir das Leben zu nehmen. Ich will damit niemanden schockieren oder verletzen. Es ist eine simple Feststellung. Die Gedanken sind da. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass diese Information für jemanden besonders überraschend ist, der einigermaßen versteht, in welcher Lage ich bin.   Warum teile ich diesen Gedanken öffentlich?  Ich glaube, dass die Veröffentlichung des Gedankens, mir das Leben zu nehmen, mich davor bewahren könnte, ihn in die Tat umzusetzen. Ich will nicht alleine sein mit diesen gefährlichen Gedanken. Darum tue ich das, was mir schon oft geholfen hat: Ich schreibe darüber. Zudem habe ich aufgrund diverser Hürden (Konzentrationslimit bei Gesprächen, Sprechen geht noch nicht wie gewohnt, ...) mom...

Schmerzen im Bauch/Rumpf 2

Ich hätte nicht gedacht, dass diese Angelegenheit im Rumpf sich so sehr in die Länge ziehen würde. Leider habe ich nach mehreren Monaten immer noch Schmerzen (im folgenden abgekürzt als "S."). Ich weiß nicht genau, was es bringt, hier darüber zu schreiben, aber es fühlt sich richtig an, das hier (ziemlich ungeschliffen) zu teilen. Mit meinen gewohnten CFS-Symptomen (geringe Belastbarkeit, etc.) komme ich meistens gut klar. Ich hatte Phasen, in denen ich ziemlich glücklich war, weil ich mich gut mit der Situation arrangiert habe. Ich habe mich aufs Aufstehen und den nächsten Tag gefreut. Dieses Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr und wenn, dann nur selten. Diese S. im Rumpf haben mich schon des öfteren ans Limit des persönlich Erträglichen gebracht, weil damit so viele weitere Einschränkungen meines Lebens verbunden sind.     Ich hatte in meinem Leben (vor allem in der Fitness-Center-Phase) schon viele Male heftige Muskelkater. Kein einziger davon war auch nur annähern...

Schmerzen im Bauch

Seit über 2 Monaten habe ich immer wieder Schmerzen in Bauch und Brust. Ich vermute, dass sie von den heftigen Verkrampfungen meiner Atemmuskulatur stammen, die ich in der Zeit nach der Immunglobulin-Therapie hatte. Es scheint so, als würden vor allem mein Bauch nach Monaten der Überlastung sehr sensibel auf Reize reagieren. Als wäre das Gewebe "beleidigt" und irgendwie beschädigt. Wie eine Art extrem unangenehmer Muskelkater, der nicht aufhören will und immer wieder auftaucht.  Die Schmerzen nehme ich hauptsächlich als Ziehen, Zwicken und Brennen im Bauch wahr, vereinzelt auch als Stechen, wenn ich mich ungeschickt bewege. Zudem fällt mir auf, dass die Muskeln im Bereich der untersten Rippen besonders druckempfindlich sind. Die Schmerzen sind nur mehr leicht bis moderat, aber doch stark genug, um mich in meinem Alltag einzuschränken. Kurz gesagt ist meine körperliche Mobilität und Flexibilität reduziert. Viele Handgriffe und Aktivitäten des Alltags (nach etwas greifen, Dinge...

Immunglobuline und Atembeschwerden

Was spricht dafür, dass es zwischen der Immunglobulin-Therapie (IGT) im August und meinen Atembeschwerden (ABE) der letzten Monate einen Zusammenhang* gibt?  *Der Zusammenhang kann sowohl direkt (IGT --> ABE) als auch indirekt bestehen (IGT --> Körper im Stresszustand --> anfälliger für akute Infekte mit außergewöhnlichem Verlauf --> ABE).    1. Die ABE begannen 5 Tage nach der IGT. Meinen Recherchen zu Folge ist das der Zeitraum, in dem die Immunglobuline (IG) ihre Wirkung entfalten.  2. Ich hatte noch nie (!) zuvor in meinem Leben - nicht mal in meiner CFS-Zeit - so starke, einschränkende, krampfartige, unangenehme, beängstigende und Monate anhaltende ABE, die sich durch Bewegung verstärken. 3. ABE sind als mögliche Nebenwirkung von IG in der Medikamenteninformation angeführt.  4. IG haben eine Halbwertszeit von ca. einem Monat. Heißt: 1 Monat nach der ersten Infusion befinden sich nur mehr 50% der intravenös verabreichten IG in meinem Körper. Heiß...

4000 Schritte

Seit einigen Wochen hat sich die Anzahl meiner gegangenen Schritte pro Tag deutlich verbessert. Im Oktober lag mein Tagesdurchschnitt bei rund 2700 Schritten. Jetzt schaffe ich 4000!  Noch vor einem Monat hätte ich nicht geglaubt, dass so eine Steigerung in so kurzer Zeit für mich realistisch ist, da Fortschritte bei CFS erfahrungsgemäß lange dauern können und viel Geduld erfordern. Diese (zunächst) überraschende und erfreuliche Entwicklung ist aber kein unerklärlicher glücklicher Zufall, sondern wurde vermutlich u.a. durch eine Kombination folgender Aspekte ermöglicht:  1. Statt 85 (wie im Winter) wiege ich nur mehr 72kg. Das ist so, als hätte ich einen 13kg schweren mit Steinen bepackten Rucksack endlich ablegen können, was Gehen viel leichter macht. 2. Meine Atmung, die sich seit der Immunglobulin-Therapie drastisch verschlechtert und dadurch Bewegung eingeschränkt hat, ist wieder auf dem Weg der Besserung.  3. Ich habe wieder mit NADH experimentiert, was mir einen eno...

Coronavirus 2

Unangenehme (und geradezu traumatische) Erfahrungen mit Atemnot in den vergangenen drei Monaten habe mich dazu veranlasst, die Corona-Situation neu zu betrachten und zu strukturieren.  Hinsichtlich einer Ansteckung gibt es folgende Szenarien:   1. Ich bleibe vom Coronavirus verschont.    2.  Es kommt zu einer Ansteckung mit... a) leichten Symptomen wie bei einem grippalen Infekt. b) mittelschweren Symptomen. c) schweren Symptomen wie Fieber, Husten, Atemnot,... die meinen Zustand für Wochen oder sogar Monate verschlechtern können.  d) schwersten Symptomen, die einen Krankenhausaufenthalt notwendig machen und tödlich sein können. Szenario 1 wäre mir am liebsten, da ich nicht weiß, wie mein Körper auf Covid 19 reagiert. Es kann sein, dass ich milde Symptome wie bei einem typischen grippalen Infekt verspüre, was ich gut verkraften könnte. Doch dafür gibt es keine Garantie und ich kann einen schweren Verlauf nicht zur Gänze auschließen.  Für mich bedeutet ...

Meine aktuell größten Erfolge

1. Ich wiege nur mehr 72 kg. Das bedeutet, dass ich innerhalb von ca. 9 Monaten 13 kg abgenommen habe (Höchststand bei 85kg im Winter 2020). Diese wiedererlangte Leichtigkeit hat nicht nur mein körperliches Wohlbefinden verbessert, sondern auch den nächsten Erfolg begünstigt. 2. Vor kurzem habe ich zum ersten Mal seit den Wintermonaten die Marke von 5000 Schritten pro Tag übertroffen. Ich hoffe, dass dieser positive Trend anhält und gebe alles dafür, um diesen Wert weiter in die Höhe zu treiben. Vielleicht gelingt mir bis Neujahr sogar ein 6000er? Mehr Mobilität, mehr Lebensqualität.  3. Es scheint so, als hätte ich die schlimmsten Atemprobleme inkl. Kollateralschäden, die im Zuge der Immunglobulin-Therapie vor drei Monaten enstanden sind, überstanden. Es war die härteste Zeit seit langem (und ich bin viel gewöhnt, was Schmerzen und Rückschläge betrifft).

Ich schweige

Wegen anhaltender Schmerzen in Bauch und Brust, die sich u.a. erfahrungsgemäß durch Sprechen verschlimmern können, werde ich in nächster Zeit (Wochen oder Monate) hauptsächlich schweigen. Falls du zu den Menschen gehörst, mit denen ich bisher normalerweise regelmäßig gesprochen habe, bitte ich ich dich um Verständnis, wenn ich kaum bis gar nicht rede und stattdessen etwa schriftlich kommuniziere. Ich tue das nicht zum Spaß, sondern zur Vermeidung von sehr unangenehmen Schmerzen und in der Hoffnung, dass sich dadurch meine in den letzten Monaten überstrapazierte Atemmuskulatur möglichst bald wieder erholt. Wie es zu diesem neuen kuriosen Kapitel meiner CFS-Geschichte kam, werde ich demnächst in einem eigenen Blogeintrag erzählen.

Mein Geburtstagswunsch

Ende November werde ich 30 Jahre alt. In meiner Wunschvorstellung gehe ich einer sinnvollen Erwerbsarbeit nach, betreibe viel Sport und mache ausgiebig Musik.  In Wirklichkeit befasse ich mich hauptsächlich mit meiner Erkrankung (ME/CFS) und tue alles zur Stabilisierung und Verbesserung meines Zustands. Mein Aktivitätslevel ähnelt momentan dem eines durchschnittlichen 80-Jährigen und es ist fraglich, ob ich je wieder in der Lage sein werde, mich sportlich zu betätigen oder überhaupt mehrere Kilometer am Stück gehen zu können.  Für mich selbst habe ich daher nur einen Wunsch: Ich will endlich wieder gesund sein.  Glücklicherweise gibt es Organisationen wie die Open Medicine Foundation (OMF), welche die Erforschung von ME/CFS in hohem Tempo vorantreiben, um möglichst bald wirksame Therapiemaßnahmen zu finden oder Menschen sogar zur Gänze von dieser grauenhaften Krankheit zu befreien. Dafür brauchen sie Geld.  Falls du mir und Millionen anderen ME/CFS-Patienten helfen m...

Die Stimme der Vernunft

CFS ist zu schwierig. Wie soll ich das jemals schaffen? Ja, CFS ist eine anspruchsvolle Krankheit, die mir viel abverlangt. Aber ist es wirklich zu schwierig, sie zu überwinden? Ich habe schon so viel erreicht und das in relativ kurzer Zeit. Verbesserungen sind also möglich. Sie kommen aber nicht über Nacht sondern erst nach Monaten oder Jahren. Da noch keine schnelle und effektive Hilfe in Form eines Medikamentes oder einer Behandlung in Sicht ist, brauche ich also viel Geduld.  Wie kann ich als junger Mensch so schwer erkrankt sein und mich immer wieder so kaputt und ausgelaugt fühlen? Das gibt's doch nicht!  Doch, das ist leider möglich. Zwischen Jung-Sein und Vitalität besteht kein notwendiger Zusammenhang. Bloß weil ich jung bin, bringt das keine Garantie für gute Gesundheit mit sich. Es gibt Tausende junge Menschen in meinem Alter, die ebenfalls an CFS erkrankt sind und denen es noch weitaus schlechter geht als mir. Junge Menschen können schwer erkranken u...

Jugendliche Tragödie

Vor einigen Tage hat sich in unserem Dorf ein gerade mal 16-jähriges Mädchen umgebracht. Angeblich litt sie schon seit längerem unter psychischen Problemen. Meine Eltern, vor allem Mama, waren über diesen Vorfall schockiert. Ich nahm diese tragische Neuigkeit zwar wahr, aber schockiert hat sie mich nicht.  Was auch immer die genauen Gründe für den Suizid des Mädchens waren...ich glaube, dass ich sie zumindest auf rationaler Ebene verstehen könnte. Wenn der Leidensdruck zu groß wird und keine Hoffnung auf Besserung erkennbar ist, kann es verlockend wirken, das eigene Leben zu beenden. Ich war selbst schon häufig gedanklich an dem Punkt, ohne es aber je versucht zu haben.  Wenn dein Leben fast nur mehr aus einer schier endlosen Abfolge von Schmerzen und Leiden besteht und es keinen Ausweg zu geben scheint...was machst du dann?  Ein Teil von mir, so verrückt das auch klingen mag, beneidet das Mädchen. Sie muss sich jetzt nicht mehr mit dem Leiden herumplagen, da...

Artikel in der "Marie": Mein Akku ist defekt

Ab heute kann mein Bericht über ME/CFS, welcher in der Mai/Juni-Ausgabe (#50) der Straßenzeitung Marie erschienen ist, online gelesen werden. Entweder hier (Seite 21-22) oder gleich hier: Mein Akku ist defekt Sebastian Lenz (29, Weiler) leidet unter einer eher unbekannten Krankheit: dem chronischen Erschöpfungssyndrom. Seine innere „Batterie“ lädt nicht mehr richtig auf. In Vorarlberg gibt es Schätzungen zufolge 800-1600 Erkrankte. Anlässlich des Internationalen Gedenktags am 12. Mai hat der junge Vorarlberger seine Geschichte für uns aufgeschrieben. Text: Sebastian Lenz Vor mehreren Jahren begannen meine großen gesundheitlichen Probleme. Ich war häufig erschöpft, hatte heftige Kopfschmerzen und so viele grippale Infekte, wie sonst niemand in meinem Bekanntenkreis. Meine Blutbilder waren unauffällig. Ärzte vermuteten, dass Allergien (Heuschnupfen und Hausstaub) meine Beschwerden verursachen würden und empfahlen mir dementsprechende Maßnahmen. Leider ohne großen Erfolg. Phasenweise gi...

Gedankenstrom II

Einschlafen und erst dann wieder aufwachen, sobald es ein Medikament zur effektiven Behandlung von CFS gibt. Das würde mir einen jahrelangen und mühevollen Genesungsprozess ersparen, aber auch einige wichtige Lektionen und Erfahrungen vorenthalten.  Wer wird wohl schneller sein? Die Forschung beim Finden eines CFS-Medikaments oder ich mit verschiedenen Therapieansätzen und eigenen Genesungsversuchen? Es gab Phasen vor meiner CFS-Diagnose, in denen mir jeder neue Tag wie eine unnötige Verlängerung meines Leidens vorkam. Ich sah keine Hoffnung. Nur Schmerzen und Leiden. Wozu noch weiterleben, wenn die eigene Existenz fast nur mehr aus Düsternis und Verzweiflung besteht?  CFS kann - vor allem ohne Diagnose - das perfekte Rezept für Suidziabsichten liefern:  1. Intensive und lang anhaltende Beschwerden  2. Keine zufriedenstellende Erklärung für die schweren Symptome und auch keine Hilfe von Ärzten 3. Wenig bis keine Hoffnung auf Besserung 4. De...

Ein Jahr ohne Sport

Heute vor einem Jahr war ich das letzte Mal sportlich aktiv. Kraft-Training im Garten an einem warmen Sommerabend. Damals wusste ich noch nicht, dass körperliche Belastung meiner Gesundheit schadet. Denn wie schon so oft ging es mir während der körperlichen Anstrengung gut. Zwei Tage später kam die Rechnung. Grippeartige Symptome, bleierne Erschöpfung, garstige Kopfschmerzen. Bitte nicht schon wieder, dachte ich.  Immerhin hatte ich die Arbeitswoche symptomfrei überstanden, was für meine Verhältnisse schon als sensationell galt. Es war das bisher letzte Mal, dass ich Tierschutzunterricht abhalten konnte.   Seit dem Kindergarten war ich es gewohnt, mehrmals pro Woche Sport zu treiben. 10 Jahre lang spielte ich in einem Fußballverein mit. Während der Saison trainierten wir dreimal wöchentlich und hatten Matches am Wochenende. Später ging ich häufig Laufen und ins Fitnesscenter. Im Gymnasium zählte ich sportlich - vor allem läuferisch - zu den Besten der Klasse. Ein...

Status quo

Nach ca. einem halben Jahr, in dem ich mich intensiv mit meiner Erkrankung befasst habe, bin ich nun endlich in ruhigeren Gewässern angelangt. Ich befinde mich jetzt in der luxuriösen Situation, nicht mehr nur auf akute Beschwerden reagieren zu müssen, sondern längerfristig planen zu können. Sofern ich innerhalb meiner eng gesteckten Grenzen bleibe, bin ich beschwerdefrei.  Zur Klarstellung: Frei von aktuen Beschwerden heißt nicht, dass ich wieder gesund bin. Ich habe immer noch eine schwere Krankheit, die meine Lebensführung massiv beeinflusst. Von einem gesunden Zustand bin ich noch weit entfernt. Aber ich bin schon mal so weit, dass ich mir nicht mehr durch irgendwelche Aktivitäten selber schade. Ich befinde mich also auf dem richtigen Weg.

Körperliche Einschränkungen

Vorbemerkung: Der folgende Text stellt nicht meinen aktuellen Zustand dar, sondern stammt vom 16. Juli 2018. Ich will damit zeigen, in was für einer schlimmen Situation ich mich befand, als ich noch keine CFS-Diagnose hatte. wenn mein leiden überhand nimmt, löse ich mich geistig von meinem körper ich betrachte mich dann von außen und spüre – wenn ich mich ausreichend konzentriere – für diese zeit weniger bis gar kein leiden ich sehe meinen körper, diese hülle, die ich inzwischen so sehr verachte und denke mir, wie viel einfacher es ohne ihn wäre einfach nur geist zu sein, wäre eine erleichterung für mich die schwere und müdigkeit meines körpers würden mich dann nicht mehr belasten und natürlich bräuchte ich mich dann auch um all die anderen lästigen körperlichen einschränkungen wie etwa nahrungsaufnahme und schlafen nicht mehr zu kümmern ich würde mich aber schon mit einem anderen und robusteren körper zufrieden geben wäre die technologie schon ausgereift, den menschliche...

CFS kann jeden treffen

Ganz egal wie fit, vital und gesund du dich im Moment fühlst: Auch du kannst an CFS erkranken.  Diese Krankheit kann dich wie aus dem Nichts erwischen und dein Leben auf den Kopf stellen. Heute noch topfit und ab morgen für Jahre schwerkrank. Es kann jeden treffen. Dich.  Deine Partnerin/deinen Partner.  Dein Kind.  Deine Eltern.  Deine Freunde. Jeden.  Falls du an CFS erkrankst, solltest du dich auf einen unvorstellbar langen und zermürbenden Leidensweg gefasst machen. Denn diese Krankheit schlägt erbarmungslos zu.  Hilfe von Ärzten? Kaum.  Heilungsaussichten? Schlecht.  Deinen Beruf? Musst du aufgeben (oder du machst deinen Zustand noch schlimmer).  Deine Pläne? Kannst du für Jahre vergessen.  Deinen Hobbies nachgehen? Schwierig. Sozialleben? Nur eingeschränkt möglich. Sport? Macht dich noch mehr kaputt.  Es wäre also im Interesse aller, für diese Krankheit besser g...

Mitfreuen statt Depri-Modus

Mir ist aufgefallen, dass ich immer wieder neidisch auf das blicke, was meine Mitmenschen alles machen können. Wenn z.B. meine Eltern ankündigen, wandern zu gehen, löst das in mir ein wehmütiges "Ich will auch!" aus. Im Grunde bin ich auf jeden Menschen neidisch, der gesünder ist als ich. Eine nachvollziehbare Reaktion, aber nicht besonders schlau, da mir diese Denkweise einen kleinen negativen Dämpfer verpasst. Außerdem ist es doch schön, dass meine Eltern in ihren 60ern noch so fit und sportlich sind. Oder wäre es mir lieber, sie würden nicht mehr wandern gehen können? - Das wäre absurd.  Daher konditioniere ich mich jetzt um, damit aus dem "Ich will auch!" ein aufrichtiges "Ich freue mich für euch!" wird. Und schon ist meine Stimmung wieder ein bisschen besser und ich ein Stück motivierter für die weitere CFS-Reise.

Gedankenstrom

Ärzte, die an der Echtheit von CFS zweifeln, müssten nur einen Tag lang die Symptome eines Betroffenen am eigenen Leib erfahren. Sie würden ihre Meinung schnell ändern, wenn sie die niederschmetternde Erschöpfung spürten. Ärzte, welche die Beschwerden von CFS-Patienten trotz eindeutiger Studienlage bagatellisieren oder psychologisieren, sollte man die Berufserlaubnis entziehen. Mein Vertrauen in die Fähigkeiten mancher Ärzte (sowie das Gesundheitssystem als Ganzes) ist grundlegend erschüttert. Wenn sie einem Patienten jahrelang nicht helfen können, der immer wieder von schweren Symptomen berichtet und sie dennoch ihre Diagnose nicht hinterfragen, haben sie einen fatalen Fehler begangen. Es gibt Menschen (z.B. jene, die aufgrund reiner Geldgier Tiere versklaven und ausbeuten), bei denen ich kein Problem damit hätte, wenn ihnen Schlechtes zustößt. Aber kaum einem Menschen wünsche ich, dass er an CFS erkrankt. Diese Krankheit ist - vor allem ohne Diagnose - so verheerend, dass ich das ni...

Berge in der Ferne

Von unserem Garten aus sind mehrere Berge zu sehen und zu bewundern. Früher oder später werde ich wieder so gesund sein, dass ich problemlos hinaufmarschieren kann. Bis es soweit ist, habe ich immerhin eine schöne Aussicht.

Das erste Gutachten

Im Zuge meines Antrages auf Rehageld bei der PVA hatte ich gestern den ersten Termin bei einem Gutachter und möchte hier einige Erfahrungen teilen. Was war gut? Der Gutachter, nennen wir ihn Dr. X, konnte zuhören, war ruhig und auch einigermaßen freundlich. Das ist leider nicht selbstverständlich, wenn CFS-Patienten auf Gutachter treffen. Als ich nach ca. 15 Minuten Gespräch ankündigte, eine Pause zu brauchen, aktzeptierte er das ohne Widerrede.  Gesamt dauerte der Termin in etwa 45 Minuten. Mit einer großen Pause in der Mitte war das für mich aushaltbar. Das restliche Gespräch übernahm mein Papa.  X scheint verstanden zu haben, dass ich längerfristig in einer schlechten gesundheitlichen Lage bin und ich daher Anspruch auf Rehageld habe.   Was war nicht so gut? Die ersten 15 Minuten waren aus meiner Sicht großteils Zeitverschwendung. Dr. X stellte allgemeine Fragen nach Größe, Gewicht, Alkoholkonsum, Rauchen, Familienstand, Beruf, Operationen, Medikamente, ob wir im Haus ...

Unbesiegbar

Wenn ich spontan von heute auf morgen von CFS geheilt wäre, würde ich mich wahrscheinlich unbesiegbar fühlen. Es wäre so, als würde man bei einem Auto endlich die Handbremse lösen, um mit Vollgas losfahren zu können. Ich bin es gewohnt im Energiesparmodus zu leben. Plötzlich von den CFS-Limits befreit zu sein, wäre Euphorie pur. Probleme von früher wären nur mehr kleine Hürden oder Problemchen.Vieles würde mir lächerlich einfach erscheinen. Es wäre ja genug Enerige vorhanden, um jede Herausfoderung zu meistern. Immerhin das hat mir CFS gebracht: die Aussicht auf gefühlte Unbesiegbarkeit.

Katharsis

Ich hasse es, so krank zu sein. Ich hasse die Unwissenheit und Inkompetenz mancher Ärzte, die dazu beigetragen hat, dass mein Zustand über Jahre hinweg immer schlimmer geworden ist. Ich hasse es, mich so schwach zu fühlen. Ich hasse es, dieser Krankheit ausgeliefert zu sein. Ich hasse es, mich so sehr einschränken zu müssen, nur um ein kleines Stück Beschwerdefreiheit zu bewahren.

Rückschläge

Ich weiß nicht genau warum, aber mir gehts schon den ganzen bisherigen Tag ziemlich schlecht. Sehr wenig Energie (noch weniger als sonst), Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, bleischwere Glieder, Denken fällt schwer, ... Ist das jetzt der krönende Abschluss meines aktuellen grippalen Infekts oder eine Neuauflage davon? Zum Kotzen. In solchen Momenten kommt in mir der Gedanke hoch, wie angenehm es wäre, nicht mehr am leben zu sein. Dann müsste ich mich nicht mehr - nie mehr - mit dieser brutalen Krankheit herumplagen. Nach jahrelangem Kampf wäre ich endlich davon befreit und mein Leiden wäre endgültig vorbei. Keine Sorge. Das sind nur Gedankenspiele. Ich habe nicht vor, mich vorzeitig aus dem Leben zu verabschieden. Ich habe noch genug, wofür es sich zu leben lohnt. Ich werde den CFS-Berg bezwingen. Irgendwie.

Vision

Eines Tages will ich voller Stolz sagen können: Ich hab's geschafft. Ich habe den CFS-Berg bezwungen. Ich habe die CFS-Hölle überstanden. Es war ein langer und beschwerlicher Weg voller Verzweiflung, Frustration, Wut (auf mich selbst sowie unfähige Ärzte) und unzähligen Rückschlägen, aber ich habe es geschafft. Ich kann mich jetzt endlich wieder anderen Dingen widmen und muss nicht mehr alle Energien in meine Gesundheit investieren. Ich kann mich wieder mit voller Hingabe der Verwirklichung von Tierrechten und anderen Leidenschaften befassen. Kaum zu glauben: Ich bin wieder da. Ich bin wieder gesund.

CFS ist...

... ein Gefängnis ... eine höllische Krankheit ... frustrierend ... eine Tortur ... ein scheinbar endloser Kampf ... unsichtbares jahrelanges Leiden ... eine Herausforderung ... eine Chance

Not my master

"This day is worth living This fight is worth fighting This hope is worth hoping What I walk away from is not my master" Quelle: Hatebreed, "Not my master"

Es könnte alles noch viel schlimmer sein

Solange ich nicht eines Morgens im Körper eines schwerst CFS-Kranken aufwache oder als Tiersklave in einer österreichischen Mastfabrik, werde ich Gründe dafür finden, optimistisch zu sein. Meine gesundheitliche Lage ist nicht schön, aber es gibt dennnoch Milliarden von Wesen, die sofort mit mir tauschen würden. Denn abgesehen von meinen beträchtlichen Einschränkungen lebe ich wie im Paradies: Es ist jeden Tag genug zum Essen da. Ich lebe in einem der sichersten und friedlichsten Länder der Welt. Wir haben einen Garten, in dem ich herumspazieren kann. In unserer ruhigen Nachbarschaft gibt es kaum Verkehrslärm. Es rollen keine Panzer über die Straßen. Im Haushalt muss ich mich um nichts kümmern und kann mich stattdessen meiner Genesung widmen. Ich habe ein eigenes Zimmer, in das ich mich jederzeit zurückziehen kann, wenn ich alleine sein will. Ich muss nicht über meinen eigenen Fäkalien leben, wie es für Millionen von Tieren in Österreich normal ist. Ich werde nicht eines Tages umgebrach...

Brainfog 4: Re-Evaluations

Schon öfters habe ich über Brainfog geschrieben (→ Teil eins , zwei und drei ). Einerseits will ich das Phänomen besser verstehen und andererseits einen Weg finden, geistig wieder aktiver zu sein.  Seit dem letzten Brainfog habe ich meistens penibel darauf geachtet, innerhalb meiner geistigen Grenzen zu bleiben. Das ist nicht einfach, denn viel kann ich mit 15 Minuten Denkarbeit nicht anstellen. Die sind erstaunlich schnell weg.  Aber diese Strenge hat sich auch bewährt. Seit März hatte ich keinen Brainfog mehr. Meine intuitiven Schätzwerte waren also okay.  Dennoch möchte ich gerne wissen: Was gehe ich für ein Risiko ein, wenn ich über meine geistigen Grenzen gehe? Muss ich wirklich so diszipliniert sein? Darum die Frage:  Wie groß ist die Brainfog-Wahrscheinlichkeit bei einer mittleren kognitiven Belastung (z.B. Schreiben auf Papier, Musik hören, etc.) in den jeweiligen Risikozonen? Grün (<15 Minuten): 0 - 5 % Gelb (15 - 20 Minu...

Die Schönheit der Langsamkeit

Es hat auch seine guten Seiten, so langsam zu sein, wie ich es aktuell bin. Ich fühle mich präsenter und nicht mehr so getrieben von mir selbst.  Ich nehme alles viel intensiver wahr.  Den Geschmack des Essens, das Rascheln der Blätter im Wind, die schönen Blumen auf dem Tisch, das Knirschen von Kies unter meinen Schuhen, die vielen Insekten, die im Garten herumwuseln, ... In den Jahren vor meiner Diagnose konnte mir nichts schnell genug gehen. Bei vielen Aktivitäten des Alltags dachte ich schon an die nächste oder an andere Aufgaben, die mir wichtiger erschienen. Als sich mein Zustand immer weiter verschlechterte, wurde auch mein Zeit-Budget knapper und knapper. Für mich hieß das: Lästige Aktivitäten wie z.B. Essen noch schneller und effizienter gestalten!  Das löste natürlich mein fundamentales Energie-Problem nicht, sondern machte es eher noch schlimmer.  Nach der CFS-Diagnose sah ich mich dazu veranlasst, einige Gänge herunterzuschalten. An...

Ein Puzzle mit Zehntausend Teilen

Bei der Suche nach einer guten Erklärung für meine Beschwerden war ich leider jahrelang auf der falschen Fährte. Für mich war das so, als müsste ich ein Puzzle mit Zehntausend Teilen lösen.  Und zwar blind und einarmig. Also eine fast unlösbare Aufgabe.  Mit der CFS-Diagnose wurde es leichter. Das Puzzle hat immer noch gleich viele Teile. Aber jetzt habe ich beide Hände frei und kann sehen, was ich tue. Die Aufgabe ist immer noch schwierig und die Krankheit bleibt gefährlich. Doch jetzt habe ich eine Ahnung davon, wie das Puzzle am Ende aussehen könnte.

Folter

Vorbemerkung: Der folgende Text stellt nicht meinen aktuellen Zustand dar, sondern stammt vom 19. Juli 2018. Ich will damit zeigen, in was für einer schlimmen Situation ich mich befand, als ich noch keine CFS-Diagnose hatte. meine gliedmaßen fühlen sich so an, als wären sie mit blei gefüllt fast alle bewegungen fallen mir schwer die augen brennen und meine stirn scheint gleich zu platzen, so stark ist der druck, den ich spüre eine unendliche tortur an tagen wie heute ist mein leben die reinste hölle nicht mal schmerzmittel können meinen zustand merklich bessern komm, süßer tod erlöse mich

Bitte warten

Einer der schlimmsten Aspekte von CFS ist (abgesehen von den massiven Symptomen), dass es so lange dauern kann, bis man als Betroffener endlich eine Diagnose erhält (oder selbst erkennt, dass man daran erkrankt ist).  In Österreich scheint es aktuell normal zu sein, dass bis zur CFS-Diagnose Jahre (!) vergehen. In meinem Fall waren es ungefähr 4 bis 6 Jahre (genauer kann ich das im Moment leider noch nicht sagen, weil das schon so weit in der Vergangheit liegt), bei einer anderen Betroffenen unfassbare 13 (!!) Jahre bis zur CFS-Erkenntnis. Der Schnellste, von dem ich bisher gehört habe, schaffte es in knapp einem Jahr.  Diese lange Unwissenheit ist fatal. Ich vermute, dass sich mein Grundzustand über all die Jahre hinweg mit jedem Crash verschlimmert hat und dadurch mein Energiebudget immer kleiner wurde. Hoffentlich wird die CFS-Diagnose eines Tages so fortschrittlich sein, dass Betroffene nicht mehr Jahre, sondern nur mehr Monate oder sogar Wochen warten müsse...

Voller Stolz und Dankbareit...

Bild
...darf ich verkünden, dass ein Text über meine bisherigen Erfahrungen mit CFS in der aktuellen Mai-Ausgabe der Vorarlberger Straßenzeitung Marie erschienen ist. Ich hoffe, dass dadurch einige Menschen über diese schwere Krankheit aufgeklärt und vielleicht sogar manche vor einem ähnlichen Schicksal wie meinem bewahrt werden.

Mit Glück zur Diagnose

Bei der Aufarbeitung meiner langen Krankheitsgeschichte ist mir schon vieles klar geworden, unter anderem auch diese schaurige Tatsache: Es war pures Glück, dass ich von CFS erfahren habe.  Das war kein systematisches Vorgehen, weder von mir noch von ärztlicher Seite, sondern eine Verkettung gücklicher Zufälle, die mich zur CFS-Diagnose geführt haben.  Das Bezeichnende und Traurige an dieser Geschichte ist, dass der entscheidende Hinweis nicht von einem Arzt kam, sondern von einem alten Bekannten (und ebenfalls CFS-Betroffenen). Ohne diesen Hinweis würde ich mich wahrscheinlich immer noch nach dem alten Muster körperlich zu Grunde richten, hätte einem Crash nach dem anderen und wäre meiner ominösen Phantom-Erkrankung hilflos ausgeliefert.  Es sollte verdammt noch mal nicht von Glück abhängig sein, die Diagnose für eine schwere Erkrankung zu bekommen, die mir und anderen Betroffenen so viele leidvolle Jahre beschert hat. Darum muss CFS so schnell wie m...

Der Auslöser (?)

Manche CFS-Betroffene können auf den Tag genau sagen, wann ihre Probleme begonnen haben. Sie erkrankten quasi schlagartig an CFS. Ich gehöre zu jenen, bei denen die Sache nicht so eindeutig ist, weil die Erkrankung nicht so plötzlich auftrat, sondern eher schleichend.  Dennoch habe ich einen Verdacht, wann es mich erwischt hat.  Ich glaube, es begann bei mir - wie bei anderen Betroffenen auch - mit einem Infekt. In meinem Fall könnte das im November/Dezember 2012 gewesen sein. Also schon vor knapp 8 Jahren.  Das damalige Krankheitsgefühl war äußerst seltsam und neu für mich. Ich hatte zwar Symptome wie Abgeschlagenheit, Hals- und Kopfschmerzen, aber weder Husten noch Schnupfen. Als würde die Krankheit nicht voll ausbrechen und ausheilen können, sondern irgendwie in einem unfertigen Zustand hängenbleiben.  Es war schlimm, weil es sich über Monate hinweg zog und mein Hausarzt mir nicht helfen konnte. Im Nachhinein betrachtet, hat er das Problem untersc...

Ich früher vs jetzt

Ich früher: mehrere Male pro Woche Sport, phasenweise fast täglich (Joggen, Fußball, Krafttraining, Tischtennis, Schwimmen, Wandern,...)  Philosophie-Studium (heißt: intensiv und lange nachenken, Seminararbeiten verfassen,...)  Tätigkeit als Tierschutzlehrer an diversen Schulen Tierrechtsaktivismus  Bandproben, Konzerte, eigene Lieder schreiben  etc.  Ich jetzt (mit CFS): kein Sport mehr, keine Uni mehr, quasi berufsunfähig Treppensteigen in den 1. Stock ist oft so anstrengend, dass ich mich anschließend kurz hinsetzen muss, um wieder zu Kräften zu kommen allgemeines Aktivitäts-Niveau um ca. 80% reduziert Leben besteht hauptsächlich aus Symptomlinderung und Stabilisierung meines Zustandes kann mich nur für ca. 10 bis 15 Minuten am Stück konzentrieren, da ich sonst Brainfog riskiere (mit Konzentrieren meine ich auch Dinge wie Gespräche, Musik hören, etc.; also alles, was das irgendwie Gehirn beansprucht) hohe Anfäll...

Risikofaktoren

Ich habe schon oft darüber nachgedacht, warum CFS gerade mich erwischt hat. Es könnte alles ein großer Zufall sein, aber ich vermute, dass es bestimmte Risikofaktoren gibt, die eine CFS-Erkrankung begünstigen ( nicht: verursachen). In meinem Fall könnten folgende Faktoren eine Rolle gespielt haben: 1. Allergien: Seit meiner Kindheit reagiere ich allergisch auf Pollen. Vor einigen Jahren kam dann noch eine Hausstaub-Allergie dazu. Allergien sind ein Hinweis dafür, dass das Immunsystem mit bestimmten Substanzen nicht angemessen oder effizient genug umgehen kann. Eine banale Infektion könnte dann leichter CFS auslösen, weil das Immunsystem eines Allergikers eher zur Überreaktion neigt.  2. Meine Persönlichkeit: Spätestens seit meiner Jugendzeit hatte ich perfektionistische Tendenzen, die sich im Laufe meiner 20er eher noch verschlimmert haben. Fest steht, dass ich häufig zu hohe Ansprüche an mich selber hatte und mich dadurch unnötig gestresst habe. Ich neige auch jetz...

Systemversagen

Im Umgang mit CFS ist es nicht so, dass einge wenige inkompetente Ärzte Schuld an der Misere der Betroffenen wären. Nein, hier scheint ein komplettes Systemversagen vorzuliegen. Wie kann es sonst sein, dass eine seit Jahrzehnten (!) von der WHO anerkannte Krankheit einfach so "vergessen" wird? Es ist nicht nur das jahrelange Suchen, Hoffen und Warten auf die rettende CFS-Diagnose. Da kommt noch die absolut mangelhafte Unterstützung und mitunter unwürdige Behandlung im Gesundheitssystem hinzu.  Beim Durchlesen mancher Erfahrungsberichte frage ich mich:  Ist das ein schlechter Scherz? Passiert das gerade wirklich? Werden da tatsächlich schwerkranke Menschen von öffentlichen Stellen so mies behandelt, deren Aufgabe ja genau darin bestünde, solchen Personen zu helfen? Das ist grotesk. Geradezu kafkaesk, was sich da abspielt.  Anscheinend ist es manchen Ärzten zu viel abverlangt, sich ernsthaft mit einer Krankheit auseinanderzusetzen, von der sie bis dato w...

Trotzdem lebenswert

Angenommen, mein aktueller Zustand bliebe ab sofort bis an mein Lebensende gleich und ich könnte nichts mehr daran ändern, ganz egal, wie sehr ich mich auch bemühe. Also: Stagnation auf niedrigem Niveau.  Wie wäre das für mich? Natürlich wäre ich in meiner Lebensführung weiterhin immens eingeschränkt. Ich könnte z.B. nie wieder Sport machen oder mit der Band auftreten. Für Studium und finanzielle Unabhängigkeit sähe es ebenso schlecht aus. Zudem wäre ich im Haushalt grundsätzlich auf die Hilfe anderer angwiesen. Ansonsten bräuchte ich alleine fürs Kochen einen beachtlichen Teil meines täglichen Energiebudgets. Ich wäre also Welten von dem entfernt, was ich mir in meinen Visionen ausgemalt habe. Es wäre ein Leben in engen Grenzen, aber trotz allem lebenswert. Das Gute und Schöne würde eindeutig überwiegen. Oft wäre ich schmerz- und beschwerdefrei (und wie viele Wesen auf diesem Planeten können das schon von sich behaupten?). Ich könnte im bescheidenen Ausmaß schre...

Unsichtbares Leiden

CFS gehört zu jenen Krankheiten, die man als unsichtbares Leiden bezeichnen könnte; und zwar unsichtbar auf mehreren Ebenen: In der unmittelbaren Wahrnehmung: Es gibt Krankheiten und Beschwerden, die bei einem Menschen sofort wahrnehmbar sind (z.B. Husten, eine verstopfte Nase, ein gebrochener Arm, Wunden,...). Bei CFS ist das nicht so. Abgesehen von schweren Fällen, die mitunter bettlägerig sind, sehen viele Betroffene völlig normal aus und wirken nicht so, als hätten sie eine schwere Krankheit.  Diagnostisch: Es gibt noch keinen frei verfügbaren und weit verbreiteten Biomarker (also z.B. einen bestimmten Blutwert), der CFS eindeutig nachweisen kann.  Ärztlich: Viele Ärzte kennen CFS nicht oder wissen so wenig darüber, dass sie die Beschwerden ihrer Patienten nicht richtig einschätzen können. Dadurch sind sie auch nicht in der Lage, den Betroffenen den Weg zu anderen Ärzten zu weisen, die sich kompetent mit CFS befassen.  Gesellschaftlich...

9 Monate danach

Vor einem 3/4 Jahr bekam ich die Diagnose CFS. Seitdem habe ich haufenweise Dinge in meinem Leben verändert, um meine Situation zu verbessern. Vor allem seit Dezember habe ich mich fast nur mehr mit CFS auseinandergesetzt. Höchste Zeit also für eine Zwischenbilanz:   Was habe ich bisher erreicht? Was konnte ich schon verbessern? 1. Ich habe herausgefunden, wo meine Grenzen liegen und halte mich (meistens) daran, sie nicht zu überschreiten. Das hat dazu geführt, dass ich viel seltener einen Crash oder sonstige Verschlechterungen erleide. Anders gesagt: Ich mache mich nicht mehr unwissentlich kaputt, wie in den Jahren davor. Das Finden meiner Grenzen war ein mühsamer, langer und schmerzhafter Prozess mit vielen, vielen Rückschlägen. Aber es hat sich gelohnt und ich darf jetzt - Monate später - die Früchte dieser harten Arbeit ernten. 2. Das Gefühl am Morgen hat sich enorm verbessert. Für mich war es lange Zeit normal, morgens wie gerädert aufzuwachen. Heftige Ko...

CFS als Spiel

Ich will nichts beschönigen. CFS ist eine verdammt heftige Krankheit. Es wäre naheliegend, meine Situation als grauenhaft oder furchtbar zu bezeichnen. Aber diese naheliegende Perspektive ist meiner Meinung nach nicht unbedingt die effektivste oder beste im Umgang mit CFS. Effektiv ist eine Perspektive dann, wenn sie mir hilft, mein Ziel zu erreichen. Und mein Ziel lautet natürlich, möglichst schnell wieder gesund zu werden (was jahrelang dauern oder auch nie passieren kann). Die Das-ist-so-schlimm-Perspektive ist dabei nicht hilfreich, sondern eher demotivierend. Es gibt also eindeutig bessere Sichtweisen.  Seit einiger Zeit versuche ich daher, CFS als Spiel zu betrachten. Mit dieser Sichtweise  kann ich eher ausblenden, wie stark CFS mein Leben einschränkt. Sie sorgt für mehr Lockerheit und Gelassenheit und das kann wiederum hilfreich sein, Lösungen zu finden für die vielen Probleme bzw. Herausforderungen, welche CFS mit sich bringt. Die ganze Angelegenheit ist dan...

Experimente ohne Ende

Seit meiner Diagnose im vergangenen Sommer habe ich schon viele verschiedene Dinge probiert, um meinen Zustand zu verbessern. Dazu gehören auch Nahrungsergänzungsmittel.  Beim Experimentieren mit Supplementen gehe ich möglichst wissenschaftlich und kritisch vor, um zu brauchbaren Ergebnissen zu gelangen. Zum Beispiel achte ich darauf, die Supplemente immer zur gleichen Uhrzeit einzunehmen. Dabei hilft mir natürlich die fixe Tagesstruktur enorm, weil dadurch die einzelnen Tage viel vergleichbarer werden. Zudem versuche ich, bei den Experimenten in meiner Erwartungshaltung möglichst neutral zu bleiben, um einen Placebo-Effekt zu vermeiden. Pro Supplement lasse ich mir ungefähr 5 - 7 Tage Zeit, um mögliche Wirkungen zu dokumentieren. In einem Jahr kann ich also ca. 50 solcher Experimente durchführen. Irgendwann werde ich genau wissen, wie ich auf bestimmte Substanzen reagiere. Manche Supplemente wie z.B. NADH, D-Ribose oder Magnesium haben sehr sicher einen guten Effek...

Die Maschine wieder zum Laufen bringen

Ich stelle mir den Körper als eine Maschine vor, in dem es viele große und kleine Zahnräder* gibt, die alle irgendwie miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Zu den großen Zahnrädern zählen z.B. Ernährung, Schlaf oder Immunsystem, die wiederum von kleineren Zahnrädern wie etwa bestimmten Nährstoffen angetrieben werden.  Je besser sich die einzelnen Zahnräder bewegen, desto besser funktioniert auch die Maschine. Im Körper bzw. in der Maschine von gesunden Menschen läuft über weite Strecken alles wie am Schnürchen. Sie können nicht nur Vollzeit arbeiten, sondern darüber hinaus auch noch Sport und viele andere schöne Dinge unternehmen. Bei ME/CFS-Patienten hingegen sind gleich mehrere der großen Zahnräder defekt oder beträchtlich beschädigt, wodurch die Maschine natürlich viel weniger Leistung bringen kann. Jetzt heißt es, gewissenhaft Zahnrad für Zahnrad zu überprüfen und zu verbessern, um die Maschine zumindest teilweise oder vielleicht sogar wieder vo...

Strategische Überlegungen

Beim Umgang mit CFS gibt es für mich zwei große Strategien. Zum einen Warten und Hoffen . Dabei würde ich nicht mehr selber versuchen, meinen Zustand zu verbessern, sondern nur passiv abwarten, bis es eine medizinische Heilung für CFS gibt. Wie lange das noch dauern wird, kann ich nicht seriös abschätzen. Es kann sich dabei um Jahre oder Jahrzehnte handeln.  Zum anderen gibt es die Selbsthilfe-Strategie . Dabei geht es darum, so viel wie möglich selber zu tun, um den eigenen Zustand zu verbessern oder sogar wieder gesund zu werden.  Ich bin offensichtlich ein Anwender der zweiten Strategie. Ansonsten hätte ich keine der unzähligen Maßnahmen gesetzt inkl. dieses Blogs, um mich selber zumindest teilweise aus dem CFS-Sumpf zu befreien. Meine Hoffnungen will ich nicht auf unsichere Entwicklungen in der Zukunft setzen.  Es ist aber auch schön, mir zu vergegenwärtigen, dass selbst die passive Strategie des Abwartens auf Dauer funktionieren könnte, sofern es zu ...